Schon in die Vorgesprächen auf dem Weg zum neuen Seelsorgebereich, der dann 2019 im Zuge der Strukturreform des Erzbistum Bamberg errichtet wurde, war klar, dass es im Seelsorgebereich Coburg Stadt und Land eine einheitliche Vorbereitung auf das Fest der Erstkommunion geben würde.

Dabei sollte nicht das Modell einer Pfarrei auf den ganzen Seelsorgebereich ausgedehnt werden, sondern die Chance ergriffen werden, ein neues Modell zu entwickeln (ohne natürlich Bewährtes einfach über Bord zu schmeißen). Grund dafür sind Wahrnehmungen und diesbezüglicher Austausch schon seit einigen Jahren.

Schlaglichtartig sei hier genannt – im Sinne einer Beschreibung, nicht einer Anklage –:

  • Immer mehr schob sich allein das Fest der Erstkommunion für die Familien in den Vordergrund, der Weg der Vorbereitung dorthin wurde – so merkte man es deutlich – von nicht wenigen Familien eher als lästige Pflicht auf sich genommen.
  • Die Erstkommunionvorbereitung lief eher neben dem pfarrlichen Leben her, als dass sie in das Leben als Pfarrgemeinde eingebunden war.
  • Damit hängt zusammen, dass die Erstkommunionfamilien eher „Pfarrei im Ausnahmezustand“ statt das „normale“ Gemeindeleben erlebt hat: die vielen Sonderveranstaltungen im Rahmen der Erstkommunionvorbereitung haben nicht wirklich in das „normale“ Gemeindeleben hineingeführt – vielleicht ein Grund, warum nur wenige Familien dann „heimisch“ geworden sind.
  • In den weitaus meisten Familien spielt der regelmäßige Gottesdienstbesuch am Sonntag keine Rolle – doch steckt schon im Namen Erstkommunion, dass sie nicht auf Jahre hin die letzte gewesen sein sollte …
    Kinder erleben nicht, dass es erstrebenswert ist, zum „Tisch des Herrn“ zugelassen zu werden, weil die Teilhabe am Tisch Jesu auch für ihre Eltern und ihre Familien insgesamt unwichtig ist.
  • Die Termine am Wochenende – ohne die es aufgrund der überladenen Tage unter der Woche nicht geht – waren und sind immer wieder schwierig, wenn sie nur einmal in einer Pfarrei angeboten werden und keine Ausweichmöglichkeit besteht; Grund sind nicht zuletzt Patchwork-/Scheidungs-Situationen, oder auch besondere Familienfeiern.
  • Hinzu kommt, dass es in unserer multi-kultuerellen und multi-religiösen Gesellschaft für Eltern, auch Großeltern, immer schwerer wird, christlich-religiös sprachfähig zu sein.
    Eine Vorbereitung, die stark auf die Einbindung von Eltern angewiesen ist – wie bei der klassischen Gruppenstunde-Vorbereitung durch Eltern –, ist aus diesem und anderen Gründen nicht mehr machbar.

Mit dem neuen Konzept wollen wir die bestehenden Probleme der Erstkommunion angehen und für alle eine bessere Vorbereitung ermöglichen. Dies soll in einigen Strichen skizziert werden:

Für die ganze Familie

Das neue Konzept nimmt die Stellung des Kindes in der Familie ernst. Wo es wann und wie oft hingeht, was ihm wichtig ist etc., das ist immer abhängig von dem, was die Familie lebt und was ihr wichtig ist. Daher wird es neben einigen Angeboten speziell für Kinder auch Angebote für die ganze Familie geben, auch Themen- und Austauschabende für Eltern.

So kann die „Erstkommunonionvorbereitung“ im Sinne einer Familien-Pastoral verstanden werden, die nicht nur den Kindern, sondern den Familien insgesamt helfen will, Glaube und Gemeinde vielleicht nach Jahren wieder neu zu entdecken und für das eigene Leben fruchtbar zu machen.

Mit der Firmvorbereitung einige Jahre später werden die dann Jugendlichen, die im Rahmen ihrer Entwicklung immer stärker auch aus der eigenen Familie heraustreten, in den Fokus kommen.

Für die ganze Gemeinde

Alle Angebote, die nicht der unmittelbaren Erstkommunionvorbereitung dienen (siehe unten zu „Phase 2“), sind offen für alle Familien bzw. alle Kinder . Da können Geschwisterkinder, auch Freunde mitkommen – selbst, wenn sie nicht katholisch sind.

Dazu sollen bestehende Angebote in den Pfarreien aufgegriffen und auch als Teil der Erstkommunionvorbereitung verstanden werden. Dies soll das Nebeneinander von Erstkommunionvorbereitung und sonstigen gemeindlichen Angeboten für Kinder und Familien aufbrechen; das hilft auch, Synergien zu nutzen.

Dabei wollen wir auch die Vielfalt in unserem Seelsorgebereich bewusst machen. Alle Angebote für Kinder und Familien in allen Pfarreien stehen allen offen. Das hat auch zum Ziel, Terminschwierigkeiten zu minimieren; zusätzlich werden wir bestimmte Dinge identisch in den verschiedenen Pfarreien an unterschiedlichen Terminen anbieten.

Für die ganze Grundschulzeit – Für ein Hineinwachsen in Glaube und Gemeinde

Künftig werden die Familien angeschrieben, wenn ein Kind im Alter der Einschulung ist. Sollten wir damit in einem bestimmten Fall zu früh dran sein, weil die Einschulung noch nicht ansteht, sind wir für eine entsprechende Information dankbar.

Wir wollen mit unseren Angeboten für Kinder und Familien die ganze Grundschulzeit begleiten und so auch die Fixierung auf „die wenigen Monate vor der Erstkommunion“ aufbrechen.

Vielmehr wollen wir ein Hineinwachsen in die Gemeinde und in den christlichen Glauben insgesamt ermöglichen. Das kann kein Projekt von wenigen Monaten sein. Das muss auch im Vorfeld auf eine längere Zeit angelegt sein, wenn es als förderlich und hilfreich erkannt werden soll – und dann im Idealfall dazu führt, dass die Erstkommunion nicht für viele Jahre (etwa bis zur Firmung) die Letztkommunion gewesen ist.

Die Erstkommunion soll vielmehr verstanden werden als ein besonderer Höhepunkt auf dem Weg des Hineinwachsens in den Glauben, auf dem einige Jahre später auch die Firmung liegt.

Zu dieser neuen Sicht- und Herangehensweise hat uns auch das Versprechen von Eltern und Paten bei der Kindertaufe inspiriert. Dort versprechen Eltern und Paten ja nicht, dass Kind später einmal zur Erstkommunion zu führen, sondern – weit umfassender – das Kind „im Glauben zu erziehen und … zu lehren, Gott und den Nächsten zu lieben, wie Jesus es vorgelebt hat“, nicht zu vergessen: dem Kind „zu helfen, seinen Platz in der Gemeinschaft der Kirche zu finden“. Dabei wollen wir unterstützen. Wir nehmen dabei auch ernst, dass der Taufspender im Anschluss an das Versprechen von Eltern und Paten sagt, dass es auf diesem Weg „die Gemeinschaft der Kirche“ braucht: „unsere Mithilfe und Begleitung“ als Gemeinde.

Zwei Phasen – ein Ziel

Weil vor der Erstkommunion auch eine spezielle Vorbereitung auf den Empfang der Eucharistie nötig ist, ist die Erstkommunionvorbereitung in zwei Phasen unterteilt.

Phase 1 beginnt, wie oben schon erwähnt, mit der Einschulung. Wir laden Kinder und ihre Familien ein, ihren Glauben in seinen vielseitigen Facetten kennen zu lernen und zu erleben, etwa durch die Mitfeier der Kinder- und Familiengottesdienste, aber auch der „normalen“ Gemeinde-Gottesdienste; die Teilnahme an kirchlichen Festen, Kinderbibeltagen; durch Mitgestalten und Mitwirken bei den unterschiedlichsten Aktionen in unseren Pfarreien.

Darüber hinaus erscheint ungefähr einmal im Monat ein „padlet“ – das ist eine Pinnwand im Internet. Es ist jeweils mit Informationen, Erzählungen, Rätseln, Bastelideen etc. zu einem bestimmten Thema gestaltet und enthält Einladungen zu unseren Veranstaltungen.

Dies alles ist ein generelles Angebot für Kinder und Familien, im oben beschriebenen Sinne offen und auf die ganze Gemeinde zielend, unabhängig von der späteren Erstkommunion.

Wer eine Zeitlang in Phase 1 seinen Glauben entdeckt hat – also dann etwa in der dritten oder vierten Klasse, vielleicht schon in der zweiten – kann zu Phase 2 übergehen. Dazu wird künftig jedes Jahr im Spätherbst eingeladen werden. Voraussetzung ist eine vorausgehende aktive Teilnahme an den offenen Angeboten, also Phase 1, auf der die Phase 2 aufbaut.

Phase 2 dient der intensiven Vorbereitung auf die Erstkommunion und ist neben der Mitfeier der Gottesdienste vor allem geprägt von drei gemeinsamen Nachmittagen. Dazu kommt das aktive Mitwirken bei einem Projekt in der Advents- und Weihnachtszeit oder der Fasten- und Osterzeit (z. B. Krippenspiel, Sternsingeraktion, Misereor-Fastenaktion).

Sowohl zu Phase 1 als auch Phase 2 wird es jeweils einen Elternabend geben, der im Vorfeld informiert.

Ein Forscher-Tagebuch als Wegbegleiter

Im Sinne des Entdeckens des eigenen Glaubens erhalten die Kinder mit Anmeldung zu Phase 1 ein Forscher-Tagebuch. Darin sollen sie festhalten, was ihnen beim Hineinwachsen in Glaube und Gemeinde wichtig geworden ist, was sie neu entdeckt haben. So ist dieses Tagebuch ein Wegbegleiter.

Durch Mitfeier der Gottesdienste und Teilnahme am Gemeindeleben erhalten die Kinder Aufkleber, die sie in das Heft einkleben können. Dies kann ein Spiegel für die Kinder und die Familien sein, wie ernst man es selber mit dem Hineinwachsen in den Glauben nimmt.

Erstkommunion in den Pfarreien

Die Erstkommunion wird sinnvollerweise in der Pfarrei bzw. Kirchengemeinde gefeiert, zu der man gehört und in der man auch bisher die sonntäglichen Gottesdienste und kirchlichen Feste mitgefeiert hat.

Die Termine werden zusammen mit den Verantwortlichen vor Ort festgelegt.

In manchen Pfarreien wird bereits darüber nachgedacht, auch jenseits von Corona mehrere kleinere Erstkommunionfeiern zu begehen, die in den sonntäglichen Gottesdienst integriert oder etwa mit besonderen Festen im Jahreslauf (etwa Fronleichnam oder der Kirchweihe) verbunden werden. Dies mag auch helfen, weg von dem „einen großen Tag“ zu kommen und die Kommunion als wöchentlich wiederkehrenden Höhepunkt des christlichen Lebens zu begreifen.

Ansprechpartner

Bisher war es so, dass jede Pfarrei, manchmal auch mehrere Pfarreien gemeinsam, jeweils einen eigenen Ansprechpartner bzw. einen Organisator der Erstkommunionvorbereitung hatte.

Im neuen Seelsorgebereich gibt es ein Tandem, das für den ganzen Seelsorgebereich zuständig ist:

Wir hoffen, dass das neue Konzept der Familienpastoral in unserem Seelsorgebereich positiven Anklang und auch die Unterstützung der Ehrenamtlichen vor Ort findet. Und nicht zu vergessen die Bereitschaft der Kinder und Familien, sich auf diesen Weg einzulassen, den christlichen Glauben neu und tiefer zu entdecken, zu erfahren und sich anzueignen.