„Wir brauchen Dich an vielen Orten hier im Seelsorgebereich, gerade auch in der Urlaubszeit. Du bist zu unserem 15. Nothelfer geworden.“ Mit diesen Worten in Richtung von Pfarrer Stefan Osberger dankte Leitender Pfarrer Peter Fischer dem Geistlichen, der vor 25 Jahren zum Priester geweiht wurde. Mit einem Festgottesdienst in Verklärung Christi in Neustadt bei Coburg wurde dieses Jubiläum jetzt gefeiert.
Fischer zeigte sich sehr dankbar über die Flexibilität und die Einsatzbereitschaft Osbergers im Seelsorgebereich Coburg Stadt und Land. Und er wünschte ihm noch viele Jahre im priesterlichen Dienst „und eine bessere Gesundheit. Daran arbeiten wir gemeinsam“.
Dankbar zeigte sich Stefan Osberger, dass er nun seit 25 Jahren als Priester tätig sein dürfe, was nach seinen Worten heute keine Selbstverständlichkeit mehr sei. 1966 in Coburg geboren, studierte er, der eigentlich zunächst Astronomie studieren wollte, zunächst evangelische Theologie. Doch im Laufe des Studiums habe sich, wie er in einem Interview erzählte, herausgestellt, „dass ich persönlich eher die katholischen Glaubensinhalte teilte, als die evangelischen“. So konvertierte er, trat ins Bamberger Priesterseminar ein und wurde am 28. Juni 1997 vom damaligen Bamberger Erzbischof Karl Braun zum
Priester geweiht.
Eher ungewöhnlich begrüßte Stefan Osberger die Gläubigen in Neustadt zu Beginn seiner Predigt: „Diftor heh smusma“. Und die Auflösung hatte der erklärte Science-Fiction-Fan angesichts der fragenden Gesichter auch gleich parat: „Das ist vulkanisch und bedeutet soviel wie ,Lebe lang und in Frieden‘ “. Bekannter als diese Begrüßungsformel ist die dazugehörige Geste, die man aus den Star-Trek-Filmen von Mister Spock kennt.
Wie Pfarrer Osberger erläuterte ist dieser Gruß der Vulkanier an einen jüdischen Segen angelehnt, bei dem ein Kohen, ein Priester, diese Handhaltung mit beiden Händen einnimmt. Die Geste symbolisiere den hebräischen Buchstaben „Shin“, welcher der erste Buchstabe des Wortes „Shaddai“ (Allmächtiger) ist und auf Gott, den Allmächtigen hinweise.
Mit Blick auf das Tagesevangelium von der Sendung der 72 sagte der Prediger, dass man heute nicht wisse, ob und wenn überhaupt welche Geste die ersten christlichen Wanderapostel machten, als sie ein neues Haus betraten und dabei sagten „Frieden diesem Haus“.
Sicher sei jedoch, dass der „neue Glaube“, der damals verkündet wurde, nicht überall angenommen, sondern oftmals eher abgelehnt wurde. Osberger: „Damals war vieles im Wandel. Und auch heute ist alles im Wandel, ob wir es wollen oder nicht.“ So sei auch ein Pfarrer nicht mehr das, was er einmal früher war. „Der Pfarrer, der vor Ort mit seiner Pfarrei lebt und die Menschen von der Wiege bis zur Bahre auf ihrem Lebensweg begleitet, den gibt es nicht mehr. Wie sollte das auch gehen.“
So seien die Leitenden Pfarrer wie Peter Fischer für viele Pfarrgemeinden verantwortlich, könnten deshalb also nicht mehr nur für eine Gemeinde alleine da sein und damit auch den Ansprüchen der Gläubigen nicht mehr gerecht werden. Osberger: „Ein Pfarrer ist ja auch nur ein Mensch und kein lieber Gott oder Papa für alles, zu dem man mit allen Problemen aller Pfarreien kommen kann, in der Hoffnung, dass er schon alles wieder in Ordnung bringt.“
Um den Bedürfnissen der Pfarrgemeinden nach Nähe und persönlichen Beziehungen ihrer Seelsorger zu ihnen entgegen zu kommen, gebe es nun die Seelsorger vor Ort, welche die Bedürfnisse abfedern und dem verantwortlichen Pfarrer mit ihrem Dienst zur Seite stehen und entlasten sollen. Er selber sei seit einiger Zeit ein solcher Seelsorger und sehe sich damit fast schon in der Tradition der ersten Christen. „Wir wandern wie damals die Wanderapostel von Ort zu Ort und verkünden in den einzelnen Pfarreien das Wort Gottes und feiern mit ihnen Gottesdienst.“
Mit Blick auf seinen Lebenslauf betonte der Geistliche, dass er in den vergangenen 25 Jahren immer wieder an verschiedenen Orten eingesetzt wurde, die längste Zeit vor Ort waren fünf Jahre als Pfarrer in Erlangen. „Die Krise, die ich danach durchstehen musste, dauerte auch ungefähr so lange, bis ich dann hier in der Pfarrei St. Ottilia ein neues zu Hause fand“, so Osberger. Ganz offen sprach er seine Depression an, mit der er zu kämpfen hatte. „Dass es auch einen Priester erwischen kann, ist nichts Ungewöhnliches, denn wir sind ja auch nur Menschen.“ Auch Priester müssten ihr Kreuz tragen und seien ganz bewusst aufgefordert, ihr Leben unter das Zeichen des Kreuzes zu stellen. „Doch als Christ muss man sein Kreuz nicht alleine tragen“, führte Stefan Osberger aus. „Es gibt dann andere Christen, die einem beim Tragen der Last zur Seite stehen, einem
wieder Mut machen und einem weiterhelfen.“
So dankte er vor allem Pfarrer Peter Fischer dafür, „der dies mit seiner einfühlsamen Art als guter Seelsorger bei mir getan hat“. Aber Religionslehrerin und PGR-Vorsitzende Martina Braun und andere Mitglieder der Pfarrgemeinde hätten ihn wohlwollend und mit offenenArmen in Neustadt empfangen. Dass er selber als Seelsorger Ausgaben im gesamten Seelsorgebereich Coburg Stadt und Land übernehme, empfinde er als Bereicherung, „und auch die Pfarrgemeinden sollten dese ,Wanderung‘ ihrer Seelsorger nicht als Übel, sondern als Chance und Bereicherung sehen, immer wieder andere Arten und Möglichkeiten miterleben zu dürfen, wie Gottes Wort durch die unterschiedlichen Persönlichkeiten der
Priester und Seelsorgerinnen und Seelsorger verkündet werden kann“. Damit die Vision des Zweiten Vatikanischen Konzils von der Kirche als dem „Wandernden Volk Gottes“ auch Wirklichkeit wird, sollten nach Osbergers Worten auch die Gläubigen in den Gemeinden ihre Zelte abbrechen, sich auf den Weg machen und selbst einmal andere Pfarreien und die dortigen Gottesdienste besuchen. „Als Priester bin ich der festen Überzeugung, dass Jesus Christus diesen Weg auch auf ganz
reale und lebendige Weise in jeder Eucharistiefeier mit uns geht.“